Europa – Hilfe, wir haben ein Kommunikationsproblem

Juli022018

von Dr. Mathias Höschel, 1. Vorsitzender Bundesverband Verrechnungsstellen Gesundheit e.V.

Gerne erinnere ich mich daran, wie Helmut Kohl oder sogar Franz-Josef Strauß über Europa redeten. Der damalige CSU-Vorsitzende räume trotz bayerischem Nationalstolz,,… der Europapolitik Vorrang ein, weil ihr Erfolg oder Misserfolg letztlich unser Schicksal – Sowohl in Bezug auf unsere Sicherheit als auch in Bezug auf unser nationales Problem – entscheidet.“ Der Kanzler der Einheit wusste um die Ängste vieler vor einem zentralistischen Europa, aber auch um die existenzielle Bedeutung eines geeinten Europas für uns Deutsche. Seine Botschaft: „Wir bleiben fest in unserer Heimatregion verwurzelt, wir bleiben Deutsche, Italiener und Franzosen und wir sind zugleich Europäer.“

Dieser Grundkonsens, der den Menschen Europa plausibel und lebenswert macht, scheint mir derzeit mehr und mehr abhanden zu kommen. Der kommunikative Umgang mit dem Thema nährt sich zunehmend aus der gefährlichen Tendenz, Europa für alles und jedes haftbar zu machen oder für die eigenen Interessen auszunutzen. Bei der Frage der inzwischen von einem Großteil der Bevölkerung geforderten Zurückweisung von Flüchtlingen an der deutschen Grenze ist das gerade wieder zu beobachten. Das Risiko, dass die von der Kanzlerin geforderte europäische Lösung nicht zustande kommt oder viel zu teuer zu erkaufen sein wird, ist immens hoch. Bei einem Scheitern schüren wir dann aber vor allem das mangelnde Vertrauen der Menschen in die Lösungskompetenz des politischen Europa. Das Ergebnis wäre vor allem noch mehr auf die Mühlen der Rechten!

Oder nehmen wir die Datenschutzgrundverordnung. Zu gerne wird auf das europäische Parlament verwiesen, das uns diesen bürokratischen Irrsinn eingebrockt habe. Dass aber unsere deutschen Datenschützer und beflissene Bürokraten einzelne Bestimmungen aus Brüssel noch einmal verschärft haben, wird allzu gerne verschwiegen.

Natürlich darf nicht verschwiegen werden, dass es in Europa jede Menge Herausforderungen gibt, die dringend gelöst werden müssen. Vor allem sollten wir aber damit anfangen, wieder verstärkt die großartigen Errungenschaften herauszustellen, die vor allem uns Deutschen zugutekommen: Nicht nur die Jahrzehnte des Friedens, auch die Völkerverständigung durch intensiven Jungendaustausch sind die notwendigen positiven Botschaften. Wir dürfen uns Europa nicht zerreden oder gar kaputttaktieren lassen.

 

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